Blackout: Wenn nichts mehr geht
Das Buch „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg aus dem Jahre 2012 und die spätere Verfilmung mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle hat viele Menschen erstmals mit dem Thema Blackout konfrontiert. Manipulierte Smart Meter hatten einen lang anhaltenden europaweiten Stromausfall ausgelöst. Seit der Energiemangellage im Winter 2022/23 taucht der Begriff Blackout immer häufiger auf und wird meist mit lokalen Stromausfällen verwechselt. Weil uns dazu so viele Fragen gestellt werden, möchten wir mit diesem Artikel die Begrifflichkeit einordnen sowie einen Überblick über die Ursachen, die Folgen und die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Blackouts geben.
☝️ Eins sei hier vorweggenommen: Wir können bei vielerlei Stromausfällen oder fehlenden Netzanschlüssen mit mobiler Stromversorgung unterstützen. Bei einem Blackout im eigentlichen Sinne, wie er etwa im Buch von Marc Elsberg skizziert wird, geht es nicht mehr darum, kurzfristig Betriebe mit mobilem Strom zu überbrücken. Vielmehr würden Katastrophenschutzmaßnahmen auf nationaler, Länder- und kommunaler Ebene Anwendung finden.
Wir sprechen in unserem Unternehmen bewusst nicht von Blackout-Vorsorge, auch wenn viele Betriebe Stromausfälle in ihren Anfragen bei uns so benennen. Wir können uns nur um die Vorsorge für gewöhnliche Stromausfälle und Brownouts in Unternehmen kümmern und Sie dabei unterstützen.
Hier können Sie direkt zu den einzelnen Absätzen springen:
- Was ist ein Blackout?
- Infografik Unterschied zwischen Blackout und Brownout
- Wie kann es zu einem Blackout kommen?
- Wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist ein Blackout?
- Welche Folgen hätte ein Blackout und wie lange könnte er dauern?
- Wie kann man sich auf einen Blackout vorbereiten?
- Fazit
Was ist ein Blackout?
Unter einem Blackout versteht man einen plötzlichen, überregionalen und länger andauernden Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfall. Durch die enge Vernetzung des europäischen Stromversorgungssystems können durchaus mehrere Länder betroffen sein. Hilfe von außen ist deshalb nur bedingt bis gar nicht zu erwarten, denn alle haben dasselbe Problem.
☝️ Klar abzugrenzen ist der Begriff Blackout von sogenannten Brownouts. Das sind geplante, regionale Abschaltungen, um einen ungeplanten großflächigen Stromausfall (Blackout) durch eine Strommangellage zu verhindern. Solche Flächenabschaltungen waren im Winter 2022/23 in einigen Ländern wegen eines möglichen Energiemangels im Gespräch und wurden vorbereitet. Daher haben sich auch einige Firmen, vor allem jene aus der Industrie und Logistik mit kritischer Infrastruktur, in dieser Zeit mit Mietaggregaten abgesichert. Wie Unternehmen im Fall von kurzzeitigen Stromausfällen und Brownouts vorsorgen können, erfahren Sie hier:
Brownout-Vorsorge für UnternehmenInfografik Unterschied zwischen Blackout und Brownout
Wie kann es zu einem Blackout kommen?
Es gibt eine Reihe von möglichen Auslöseereignissen für einen Blackout. Etwa Sabotageanschläge, Cyber-Angriffe, Extremwetterereignisse, bei denen Infrastruktur beschädigt wird, oder auch technisches oder menschliches Versagen. Grundsätzlich wird ein Blackout nicht durch ein Einzelereignis ausgelöst. Dazu gibt es zu viele Sicherheitsvorkehrungen. Aber die Kumulation von an und für sich beherrschbaren Einzelereignissen zum falschen Zeitpunkt kann eine Kettenreaktion auslösen. Hierbei spielen auch eine Reihe von Stressfaktoren und die steigende Komplexität im europäischen Verbundsystem eine wichtige Rolle. Aber auch alternde Infrastrukturen, der Fachkräftemangel und andere Aspekte sind von Belang. Eine Störung in einem Land kann durchaus dazu führen, dass in größeren Teilen Europas der Strom ausfällt. Nicht sehr wahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Die letzte Großstörung, die aber glimpflich ausging, passierte im Januar 2021, als es durch eine Überlastung eines Umspannwerks in Kroatien und einem technischen Fehler zu einer weitreichenden Netzauftrennung kam. Die Sicherheitsmechanismen waren ausreichend. Aber niemand kann garantieren, dass das im nächsten Kontext ebenfalls glimpflich ausgeht.
Sowohl Deutschland als auch Österreich geben jährlich zunehmend mehr Geld für manuelle Eingriffe zur Sicherstellung der Netzstabilität und Verhinderung von Ausfällen aus. Unsere Strominfrastruktur stammt aus Zeiten der weitgehend zentralen Energieerzeugung – große Kraftwerke produzierten Strom und speisten ihn in das Netz ein. Das hat sich verändert. In Deutschland werden mit Stand Juni 2023 laut Statista bereits 46 % des verbrauchten Stroms aus regenerativen Energiequellen gewonnen, in Österreich durch den hohen Anteil an Wasserkraft bereits 78 %. Und das ist gut so, wollen wir doch alle Stück für Stück aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern kommen. Die Stromerzeugung aus volatilen Erzeugungsanlagen wie Wind- und Photovoltaik-Anlagen ist jedoch ein weiterer Stressfaktor für das Netz. Zudem wird der Stromverbrauch in den kommenden Jahren weiter steigen, sei es durch die Umstellung der Energieversorgung (Dekarbonisierung) von energieintensiven Unternehmen, durch E-Mobilität, Wärmepumpen oder durch die Digitalisierung.
Der zentrale Faktor für eine stabile Stromversorgung ist, dass zu jedem Augenblick genau so viel Strom produziert werden muss, wie im selben Moment verbraucht wird. Dies wird mit Wind- und PV-Anlagen immer schwieriger. Insbesondere, wenn nicht schnell/rasch genug und ausreichend große und systemdienliche Speichersysteme errichtet werden.
Wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist ein Blackout?
Expertinnen und Experten sind sich über die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts nicht einig. Die deutsche Bundesnetzagentur hält einen Blackout für „äußerst unwahrscheinlich“, weil das Stromnetz mehrfach redundant ausgelegt ist und es, wie oben bereits erwähnt, diverse Vorsorgemechanismen gibt, die bei Störungen greifen.1
Das österreichische Bundesheer dagegen, maßgeblich involviert in Katastrophenschutz, hat das Bundesministerium für Inneres (BMI) 2020 eindrücklich davor gewarnt, dass ein Blackout binnen der nächsten fünf Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen wird.2 Auch die Austrian Power Grid (APG), verantwortlich für die Netzstabilität in Österreich, weist immer wieder auf die Schwächen der Energiewende und den unzureichenden gleichzeitigen Systemumbau hin. Aber das Vorankommen scheint zäh. Herbert Saurugg, internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte sowie Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge in der DACH-Region und Südtirol, schloss sich dieser Einschätzung in einem Aufklärungswebinar für Gemeinden im Mai 2023 in ähnlicher Form an. Er wies eindringlich darauf hin, dass es keine Evidenz für den Eintritt eines Blackouts gäbe, dennoch muss ein solches Ereignis in den nächsten Monaten bis wenigen Jahren als sehr realistisch eingestuft werden. 3
Die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts kann niemand berechnen. Das Entscheidende ist, wie wir darauf vorbereitet sind. Ein schöner Nebeneffekt ist: Ist man auf einen Blackout vorbereitet, ist man gleichzeitig auch für andere mögliche Katastrophen besser gewappnet.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). 2011 wurde sie veröffentlicht und behandelte die Konsequenzen eines Blackouts und Deutschlands Resilienz in Bezug auf einen Blackout. Die Wahrscheinlichkeit wurde zum damaligen Zeitpunkt zwar als gering eingestuft, deutlich wurde jedoch empfohlen, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und den Katastrophenschutz entsprechend aufzustellen. Der TAB-Bericht von damals: „Viele erwarten, dass die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen in Zukunft zunehmen wird, nicht zuletzt wegen des erhöhten Risikos von Terroranschlägen und klimabedingten Extremwetterereignissen als Ursache für einen Netzzusammenbruch.“ 4
Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bezeichnet ein Blackout-Ereignis als „sehr unwahrscheinlich, aber dennoch plausibel“ und spricht von einem Reasonable Worst-Case-Szenario.5
In letzter Konsequenz ist nur entscheidend, ob wir mit einem solch großflächigen Ereignis umgehen könnten, woran derzeit massiv gezweifelt werden muss. Aber auch ein Brownout und größere regionale Ausfälle würden unsere moderne Gesellschaft schnell/rasch an die Belastungsgrenze führen, da unsere Just-in-Time-Versorgung bei solchen Ereignissen zum Problem werden könnte.
Welche Folgen hätte ein Blackout und wie lange könnte er dauern?
Die Auswirkung eines Blackouts lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Nichts, was nicht ausreichend durch eine Notstromversorgung abgesichert ist, geht mehr. Kein Strom bedeutet: keine Kommunikation, keine Notrufe, kein Benzin, Ausfall der Verkehrsinfrastruktur und des öffentlichen Nahverkehrs, keine Heizung, keine Wasserversorgung, keine Abwasserentsorgung, Supermärkte geschlossen usw. Nahezu alles in unserem täglichen Leben ist von einer stabilen Stromversorgung abhängig. Der TAB-Bericht aus 2011 fasst die Folgen sehr drastisch zusammen: „Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines länger andauernden Stromausfalls, der mehrere Bundesländer betrifft, gering sein mag, käme ein solches Ereignis einer nationalen Katastrophe gleich. Selbst wenn alle internen und externen Kräfte und Ressourcen mobilisiert würden, wäre dieses Szenario nicht beherrschbar und könnte allenfalls abgemildert werden.“
Wie lange ein Blackout dauert, ist von vielen Faktoren abhängig. Experte Saurugg schätzt die Dauer des Stromausfalls in Österreich und ohne größere Infrastrukturschäden auf bis zu mehreren Tagen (Österreichs Strominfrastruktur ist unter anderem durch Wasser- und Pumpspeicherkraftwerke relativ gut vorbereitet) und in Europa auf bis zu einer Woche. Ist das Problem gefunden und das Netz wird wieder hochgefahren, kann es jedoch beim Zusammenschalten von Teilsystemen zu erneuten Rückschlägen und Ausfällen kommen. Das gleichzeitige Aufschalten vieler Verbraucher kann zu Überbelastung und in der Folge wiederum zu Ausfällen führen. Nach Herrn Sauruggs Einschätzung wird die Kommunikation auch Tage nach dem Stromausfall noch brachliegen, noch länger dauert die Wiederherstellung der Produktions-, Logistik- und Lieferketten. Die Pandemie hat uns zuletzt die Abhängigkeit von funktionierenden Lieferketten vor Augen geführt.
Wie kann man sich auf einen Blackout vorbereiten?
Blackout-Experte Herbert Saurugg setzt vor allem auf Aufklärung. Er informiert die unterschiedlichsten Zielgruppen bei Fachveranstaltungen und Fachvorträgen über die Tragweite eines solchen Ereignisses und wie man sich am besten und einfachsten darauf vorbereiten kann. Egal, ob als Einzelperson, Unternehmen, Kommune oder als staatliche Stelle.
Er empfiehlt dabei vor allem den Aufbau von Kleinststrukturen in Gemeinden, die im Notfall zumindest für das Nötigste sorgen können. Dabei sollten sich alle auf einen Notbetrieb von 14 Tagen einrichten, egal ob zu Hause oder in einer Organisation. Denn so lange wird es wohl dauern, bis eine Notversorgung nach einem großflächigen Stromausfall wieder funktionieren wird. Wenn Sie mehr über Herbert Sauruggs Arbeit wissen möchten, empfehlen wir Ihnen seine Website www.saurugg.net. Vielleicht möchten Sie ihm auch auf LinkedIn folgen, auch dort postet er immer wieder Wissenswertes zum Thema Blackout und Blackout-Vorsorge sowie über die aktuelle Lage.
Auch das deutsche TAB regt in seiner Studie zu Aufklärung an. Die Studie befasst sich mit den Auswirkungen eines Blackouts in verschiedenen Bereichen, u.a. in der IT, Telekommunikation, Transportwesen, Wasser und Abwasser, Lebensmittel, Gesundheit, Finanzdienstleistungen und dem Staatsapparat, und nimmt Stellung, wie ein Katastrophenschutznetzwerk ohne Netzwerk funktionieren kann. Bei Interesse können Sie die Studie unter untenstehendem Link als PDF herunterladen.
Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz (BBK) empfiehlt in seinem Leitfaden „Notstromversorgung in Unternehmen und Behörden“ eine Notstromversorgung für mindestens 72 Stunden in kritischen Einrichtungen und rät zur entsprechenden Bevorratung von Treibstoff. 5
Fazit
Der Begriff Blackout (nichts geht mehr, weil überregional über einen längeren Zeitraum der Strom ausfällt), ist klar von kurzzeitigen Stromausfällen oder Brownouts (regionalen kontrollierten Abschaltungen) abzugrenzen. Die Auswirkungen wären verheerend, unsere komplette Infrastruktur und damit auch unser Gesellschaftsleben ist von einer stabilen Stromversorgung abhängig. Niemand kann die Wahrscheinlichkeit oder das tatsächliche Risiko eines Blackouts abschließend abschätzen. Entscheidend ist, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt und ein solches Ereignis auch von niemandem ausgeschlossen wird. Auch eine weitreichende Energielenkung mit geplanten Flächenabschaltungen (Brownouts) würde unsere Versorgungsinfrastrukturen und damit die Gesellschaft vor enorme Herausforderungen stellen. Solche Eingriffe werden in den nächsten Jahren immer wahrscheinlicher, da in Europa wegen der Energiewende zunehmend gesicherte und verlässlich abrufbare Kraftwerksleistungen abgebaut werden.
Eine Blackout-Vorsorge geht uns daher alle an. Die Energiewirtschaft unternimmt alles Mögliche, um ein solches Ereignis zu verhindern. Sie weist aber auch auf die unzureichende Änderungsgeschwindigkeit (Netzausbau, Speicher etc.) hin, die zur Erhaltung der Systemstabilität nötig wäre.
Unternehmen und kritische Einrichtungen sind als Vorbereitung für einen Blackout am besten beraten, wenn sie eine fest installierte Notstromanlage installieren und diese kontinuierlich warten und betriebsbereit halten. An unserem niederländischen Hauptsitz verkaufen wir Generatoren, Motoren und Ersatzteile, die für eine dauerhaft installierte Notstromversorgung eingesetzt werden können. Die Kolleginnen und Kollegen stehen Ihnen gerne für eine Beratung zur Seite.
In Deutschland und Österreich können wir Sie mit temporärem Mietnotstrom bei absehbaren regionalen Abschaltungen (Brownouts) unterstützen:
Klassische Beispiele temporärer Notstromversorgung in der Industrie
In 3 Schritten zu temporärem Notstrom für die Industrie
Bei Fragen zu einer mobilen Stromversorgung zur Miete steht Ihnen unser Expertenteam 24/7 mit Rat und Tat zur Seite:
Rental TeamDes Weiteren empfiehlt sich die Unterstützung von Katastrophenschutzinstitutionen, wie wir es mit unserer Partnerschaft mit der Infra Capacity Alliance ICA tun.
Dieser Artikel wurde in Kooperation mit dem internationalen Blackout-Experten Herbert Saurugg erstellt. Er ist Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV) DACH & Südtirol, die wir ebenfalls unterstützen.
--------------------------------------------------------------------------
- 1 Versorgungssicherheit: Stromnetz, Bundesnetzagentur, zuletzt abgerufen am 21.07.2023, https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/Stromnetz/start.html
- 2 Anfrage an das öst. Bundesinnenministerium, zuletzt abgerufen am 21.07.2023, https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/J/4411/fnameorig_853888.html
- 3 Webinar „Blackout-Vorsorge für Gemeinden“ vom Kommunalverlag, 16.05.2023
- 4 Gefährdung und Verletzlichkeit moderner Gesellschaften am Beispiel Blackout, Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), zuletzt abgerufen am 21.07.2023, https://www.tab-beim-bundestag.de/projekte_blackout-gefaehrdung-und-verletzbarkeit-moderner-gesellschaften-am-beispiel-stromausfall.php
- 5 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe inkl. Leitfaden „Notstromversorgung für Unternehmen und Behörden“, zuletzt abgerufen am 21.07.2023, https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/Kritische-Infrastrukturen/KRITIS-Gefahrenlagen/Stromausfall/stromausfall_node.html