Interview mit Batteriespeicher-Experte: Wie nachhaltigkeitsaffin ist die Baubranche bei mobilem Strom?
Bredenoord vermietet schon seit Jahren in ganz Europa emissionsarme mobile Stromerzeuger und forscht stetig weiter an der mobilen Energie der Zukunft. Auf der bauma wurde dieses Jahr das erste Methanol-Aggregat seiner Klasse vorgestellt, sowie Hybridenergielösungen, Batteriespeicher, Stage V Aggregate und mobile Ladestationen für Elektroautos. Mit zahlreichen Projektbeispielen bewies das Unternehmen einmal mehr die Praxistauglichkeit seiner Produkte. Aber wir wollten wissen: Wie hoch ist eigentlich die Nachfrage für nachhaltige mobile Energie in der Baubranche? Lukas Krüger, Batteriespeicher-Experte bei Bredenoord, gibt Antworten – im Gespräch mit Kollegin Christin Müller am vorletzten Tag der bauma, live aus der Bredenoord #PowerZone.

Lukas, zunächst einmal: Wie war die bauma 2025 für Dich?
[schmunzelt] Viele Kolleginnen und Kollegen sind heiser, aber es hat Spaß gemacht und unser Einsatz hat sich gelohnt. Die Zahlen sind noch nicht final ausgewertet, aber wir verzeichneten circa 10-15 % mehr Besucher als 2022. Schön zu sehen war: In vielen schlägt, wie in uns, ein Technikherz. Entsprechend gefragt waren die detaillierten Einblicke ins Innere der Stage V Aggregate, in die Verbrauchsdaten von Batteriespeichern, und die Deep Dives in die Technologie an unserem interaktiven Touchscreen. In den Batteriespeicher Gesprächen habe ich viel Aufklärungsarbeit geleistet und die Leute mit der Technologie und der praktischen Abwicklung sowie gültigen Richtlinien vertraut gemacht.

Die Branche ist also offen für nachhaltige mobile Energie?
Absolut. Aber diese Offenheit ist uns nicht erst seit der #bauma2025 bekannt. Wir vermieten schon seit Jahren Batteriespeicher - in Deutschland und den Niederlanden, oft in Hybridkombination. Nicht nur auf Baustellen, sondern vielfach auch auf Events, in der Veranstaltungstechnik. In der Baubranche ist aber sehr wohl eine kontinuierlich steigende Nachfrage zu beobachten. Rückt man den Baustrom in das Gesamtbild der Branche, liegen die großen Stellschrauben für Nachhaltigkeit natürlich woanders, in der Materialbeschaffenheit und -wirtschaft, Gebäudeenergieeffizienz usw. Aber bei der Menge an Stromaggregaten, die wir jährlich im Baubereich vermieten… Da hat man mit nachhaltigen Alternativen schon enormes Potenzial für die Verbesserung der eigenen CO2-Bilanz. Abgesehen davon erkennen Bauunternehmen aber auch einen anderen klaren Vorteil bei Batteriespeichern: den geräuschlosen Betrieb. Das ist in sensiblen Gegenden wie z.B. in Wohngebieten oder in Innenstadtbereichen natürlich ein schlagkräftiges Argument. Selbst in Hybridaufstellung. Dann läuft das Aggregat eben nur eine Stunde zum Aufladen der Batterie, anstatt den ganzen Tag.
Was hindert Bauunternehmen (noch) daran, auf nachhaltigen mobilen Strom zu setzen?
Wie gesagt gibt es häufig Unsicherheit im technischen Umgang mit Batteriespeichern. Deswegen versuchen wir im Austausch mit Bestandskunden, aber auch auf unserer Website mit Praxisprojektberichten und Fachartikeln, Aufklärung zu betreiben. Eine Messe wie die bauma bietet für diese Aufklärungsarbeit natürlich die optimale Plattform. Die Bauunternehmen können Maschinenluft schnuppern und unseren Expertinnen und Experten persönlich ihre Fragen stellen. Diese Gelegenheit wurde dieses Jahr in Bezug auf nachhaltige Alternativen zu Stromaggregaten so häufig genutzt wie nie. Dazu hat sicher auch unsere #AskMeAnything Kommunikation im Vorfeld der Messe beigetragen. Unsere Prognose für 2025 ist eine weiter steigende Nachfrage nach Batteriespeichern, Hybridenergielösungen und alternativen Kraftstoffen.
Seit 2024 verzeichnen wir im Übrigen auch eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Stage V Aggregaten. Die werden zwar auch mit Diesel oder Heizöl betrieben, stoßen aber deutliche geringere Mengen Stickoxide (NOx) und Feinstaubpartikel (PM) aus. Auch damit lässt sich die CO2-Bilanz verbessern.
Spielt der Preis für nachhaltigen Miet-Baustrom eine Rolle?
Der Preis spielt immer eine Rolle, besonders in Zeiten wie diesen, wo die Baubranche enorm unter Kostendruck steht. Batteriespeicher sind als Mietprodukt zwar zunächst teurer als Stromaggregate. Aber die höheren Mietkosten amortisieren sich über die Kosteneinsparung beim Kraftstoff, vor allem bei längeren Projektlaufzeiten. Unsere Kollegen aus der Forschung und Entwicklung können exakt den Break-even bestimmen, also ab wann die Batterie kostengünstiger ist als ein Aggregat.

Wieviel CO2 spart man denn eigentlich mit nachhaltiger mobiler Stromversorgung ein?
Wir würden uns wünschen, man könnte das pauschal sagen. Das wäre aber nicht seriös. Denn natürlich hängt das von den spezifischen Gegebenheiten auf der Baustelle und den angeschlossenen Verbrauchern ab. Meist erreicht man auf CO2-Einsparungen zwischen 70 und 80 %. Aber ich kann ein paar konkrete Beispiele nennen: Ein Kunde sparte kürzlich bei einem Wohnbauprojekt 89 % CO2 ein. Nahezu komplett emissionsfrei versorgten wir ein Pflegeheim – das erreichten wir mit einer Kombination aus Photovoltaik, Batteriespeicher und Stage V-Aggregat. Und Mammoet, der Betreiber des größten Landkrans der Welt, ersetzte zwei 500 kVA Twinaggregate durch unsere Battery Box 600. Aber auch mit intelligenten Systemen wie unserem Powermanagement sind CO2- bzw. Kraftstoffersparnisse möglich. Beim Bau einer Produktionsanlage in Österreich wurden 26 % Kraftstoff eingespart. Kunden dürfen uns gerne bei Projektbeginn um unsere Einschätzung zum Einsparpotenzial bitten.
Dein Gesamtfazit zu nachhaltigem mobilem Baustrom und der #bauma2025?
Die Ambition zu mehr Nachhaltigkeit ist definitiv da. Das war auf der bauma zu spüren und zeigt sich auch in den Kennzahlen unserer Vermietung. Dennoch braucht es weiter Aufklärungsarbeit. Vielleicht entwickelt es sich in Deutschland ähnlich wie in den Niederlanden. Dass Auftraggeber auch CO2-Ziele für den Baustellenbetrieb setzen oder der Staat strengere Umweltauflagen vorgibt. Das würde die Nachfrage weiter steigern. Völlig klar ist in der Branche aber auch: Das Hauptaugenmerk liegt, wie schon seit Jahren, in der Zuverlässigkeit des Baustroms sowie reibungslosen Logistik- und Serviceabläufen. Bredenoord ist in allen Richtungen optimal aufgestellt und kann sehr flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren.
Eine spannende Sache würde ich aber gerne noch erwähnen, die nichts mit Nachhaltigkeit oder der Baubranche zu tun hat, sich aber dennoch auf der bauma zeigte: Wir verzeichnen auch ein vermehrtes Interesse an unseren Speziallösungen. Der Kollege Zef Jansen, Account Manager Solutions NL, präsentierte auf der bauma seine Überseeprojekte in der Karibik, auf der arabischen Halbinsel und in Afrika. In Richtung solcher Großprojekte, mit 20 MW Anlagen und mehr, möchten wir uns auch in Deutschland entwickeln: Energiekonzepte für sehr spezifische Anforderungen zu entwickeln und umzusetzen. Ohne der Baubranche untreu zu werden natürlich.
Es bleibt also weiter spannend bei Bredenoord. Danke für das Gespräch, Lukas!