MY FACTORY Experteninterview: Smart mit Stromausfällen umgehen
Vorübergehende Stromausfälle kann es aus verschiedenen Gründen geben. Die Konsequenzen für Industriebetriebe können weitreichend sein, wie zuletzt bei Tesla in Grünheide. Ein Produktionsstillstand oder eine Unterbrechung der Logistikprozesse kann viel Geld kosten und zudem Warenausschuss und Verzögerungen in der Lieferkette zur Folge haben. Anlass für das Industriemagazin MY FACTORY, in der Ausgabe 05-06/2024 ein Interview mit Carsten Köhler zu führen, Commercial Manager Germany bei Bredenoord. Er erklärt darin, wie man sich optimal vorbereiten kann – mit so vielen hilfreichen Informationen für Industriebetriebe, dass wir das Interview nun auch hier veröffentlichen.
Keiner kann vorhersehen, ob es wirklich einmal zu einem Blackout oder partiellen Brownouts kommen wird. Fakt ist aber: Es lohnt sich, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mit einer Mietlösung sind Unternehmen maximal flexibel. Die Notstromanlagen werden exakt am Bedarf ausgerichtet und sorgen für das sprichwörtliche Netz mit doppeltem Boden.“
Herr Köhler, wann findet eine mobile Stromversorgung in der Industrie Anwendung
Im Wesentlichen in drei Fällen: Zum einen beim Neubau oder der Erweiterung von Produktionsanlagen oder Logistikzentren. Beim Bau gibt es häufig noch keinen Stromanschluss, bei Erweiterungen reicht der vorhandene Anschluss für die künftige Kapazität zu Beginn meist nicht aus. Oft erleben wir, dass während der Bau- oder Umbauphase schon produziert werden soll, auch dafür kann mobiler Strom zusätzliche Kapazitäten bereitstellen. Zweiter Fall sind Wartungsarbeiten an Stromnetz, Kraftwerken oder fest installierten Notstromanlagen. Kündigt der Energieversorger eine Abschaltung an oder möchte man auch während der Wartung einer Notstromanlage abgesichert sein, kann man unkompliziert eine mobile Ersatzstromversorgung mieten. Im Moment spüren wir aber auch eine Zunahme von Anfragen für die Umstellung der Energieversorgung auf nachhaltige Energien. Während der Umstellung kommt ebenfalls mobiler Strom zum Einsatz. Alle drei Fälle haben eins gemeinsam: Die Abschaltung ist geplant und steht in der Regel mit ausreichend Vorlauf fest. Man hat also genug Zeit, sich um Ersatzstrom zu kümmern. [lacht] Wir können zwar häufig sogar binnen weniger Stunden liefern, dennoch ist auch uns ein gewisser Vorlauf lieber.
Wie haben Sie den Winter 2022/23 erlebt, als die Energieversorgung auf der Kippe stand?
Das waren turbulente Zeiten für Vermieter wie uns. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, was passieren wird. Zudem stiegen die Strom- und Gaspreise exorbitant an, was für weitere Verunsicherung sorgte. Viele Betriebe, allem voran energieintensive, haben auf mobile Stromversorgung umgestellt, um Kosten zu sparen. Man sollte es nicht glauben, aber in der Zeit konnten temporäre Stromerzeuger tatsächlich günstiger sein als Netzstrom. Mitten im Winter spitzte sich die Situation dann weiter zu. Erstmals kursierten Brownouts in den Medien, also kontrollierte regionale Stromabschaltungen. So sorgten viele Betriebe für den Winter vor und sicherten sich ab. Die meisten haben sich allerdings bereits im Sommer und Herbst um eine Ersatzstromversorgung gekümmert. Und sie taten gut daran, denn im Winter wurde es zunehmend schwieriger, noch Geräte zu bekommen.

Aber haben Industriebetriebe nicht sowieso Notstromanlagen?
Ja, viele haben fest installierte Notstromsysteme. Aber in den meisten Fällen sind die Anlagen nur für die Dauer von ein paar Stunden ausgelegt oder decken nur einen Teil der Prozesse ab. Genau so war es auch bei einer großen Supermarktkette, die auch von dem Stromausfall in Grünheide betroffen war. Die Waren konnten durch Notstromsysteme weiter gekühlt werden. Aber der Logistikprozess wurde massiv gestört. Wie man das vermeiden kann, zeigten die Cases der Drogeriemarktkette dm und des bayerischen Konsumgüterherstellers, über die Sie ebenfalls berichteten. Alle logistischen Prozesse bei dm laufen automatisiert und sind unabdinglich von Strom abhängig. Die vorhandene Notstromanlage deckte aber lediglich den Betrieb der Bürogebäude ab. Ergebnis wäre gewesen: keine Versorgung der Märkte mehr.
Ähnlich war es bei dem Konsumgüterhersteller. An dem Standort werden vier verschiedene Vor- und Endprodukte gefertigt. Die Produktion ist sehr energieintensiv, wir hatten dort eine Anlage von sechs Megavoltampere installiert, mit allem Zubehör wie Transformatoren, Kabeln usw., und die Logistik haben wir auch gleich noch mitversorgt. Im Ergebnis wären auch bei einem länger anhaltenden Stromausfall die komplette Produktion und Warenauslieferung nahtlos weitergelaufen. Wie Grünheide zeigt, lohnt es sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch Blackout-Experten raten dazu. Denn wenn der Fall der Fälle eintritt, hat man idealerweise zumindest einen Notfallplan und muss nicht bei Adam und Eva anfangen.

Für wie wahrscheinlich halten Sie weitere Energieengpässe und was raten Sie Industriebetrieben zum Umgang damit?
Schon im letzten Winter hatte sich die Lage ja zum Glück merklich entspannt, wenngleich sich Experten uneins sind über das Risiko von Energieausfällen. Und Einzelereignisse wie Kriege oder Naturkatastrophen – oder seltene Anschläge wie eben der in Grünheide – können die Energieversorgung immer wieder ad-hoc beeinflussen. Die zunehmende Digitalisierung, Automatisierung, Integration von erneuerbaren Energien, Elektromobilität und der damit einhergehende ständig steigende Stromverbrauch wirken sich ebenfalls auf die Netzstabilität aus. Wir haben letztes Jahr gemeinsam mit dem internationalen Blackout-Experten Herbert Saurugg Fachartikel zu Blackout und Brownout erstellt, denn die Kunden hatten viele Fragen. Die Artikel enthalten auch eine Risikoanalyse. Ratsam ist auf jeden Fall folgendes:
1. Die Wartungszyklen fest installierter Notstrom- und Trafoanlagen unbedingt gewissenhaft einhalten.
2. Eruieren, welche Prozesse über die bestehende Notstromanlage abgesichert sind und wie lange der Betrieb darüber weiterlaufen kann. Zu berücksichtigen ist dabei auch, ob Spannungs-, Frequenz- oder Stromschwankungen zu Anlageschäden führen können.
3. Die aktuelle Situation, vor allem vor dem Winter, beobachten und sich frühzeitig um eine Ersatzstromversorgung zu kümmern. Der Markt temporärer Stromversorgung war die letzten zwei Jahre sehr angespannt. Sowohl Mietgeräte waren knapp als auch Kaufgeräte, wie unsere niederländischen Kollegen berichteten. An unserem Hauptsitz in Apeldoorn kann man Generatoren, Motoren und Ersatzteile nämlich auch kaufen, in Deutschland vermieten wir ausschließlich.
Wenn ein Industriebetrieb nun eine mobile Stromversorgung benötigt, wie ist das übliche Vorgehen?
Bei uns kann man eine Anfrage per E-Mail oder über die Website stellen, die meisten Kunden rufen aber an. Vor allem, wenn es um komplexere Anlagen wie eben die Übernahme ganzer Produktions- oder Logistikprozesse oder um eine zuverlässige unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) geht, macht das auch mehr Sinn. Unser Expertenteam ist 24/7 erreichbar und berät ausführlich, auch zu Kombinationsmöglichkeiten mit Batteriespeichern oder kraftstoffsparenden Lösungen. Durch unsere eigene Forschung & Entwicklung haben wir hier einige Optionen. Wenn dann alle Anforderungen definiert sind, liefern wir mit Bredenoord-eigenen Lkw und geschulten Fahrern. Für Kunden ist dabei besonders wichtig, dass sie keine eigenen Ladekräne oder Stapler bereitstellen müssen. Unsere Lkw sind vollausgestattet, die Fahrer können völlig autark auf- und abladen.
Danke für das Gespräch und die Einblicke, Herr Köhler!

Carsten Köhler Vertriebsleiter Rental Deutschland
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